Absturz vor Sotschi Suchtrupps finden Flugschreiber im Schwarzen Meer

Zwei Tage nach dem Absturz einer russischen Militärmaschine über dem Schwarzen Meer haben Suchmannschaften den Flugschreiber gefunden. Das Gerät wurde am Dienstag in einer Tiefe von 17 Meter unter der Meeresoberfläche geortet, wie das Verteidigungsministerium in Moskau laut russischen Agenturberichten mitteilte. Die Maschine war am Sonntag auf dem Weg von Sotschi nach Syrien mit 92 Menschen an Bord abgestürzt.

Derweil geht die Suche nach Opfern und Trümmern im Schwarzen Meer weiter. Am Montag fanden Suchtrupps weitere Wrackteile der Unglücksmaschine. Wie russische Nachrichtenagenturen unter Berufung auf das Ministerium für Katastrophenschutz meldeten, befanden sich diese in 27 Metern Tiefe und rund eine Seemeile von der Küste entfernt.

In den ersten Berichten der russischen Nachrichtenagenturen hatte es geheißen, der Rumpf der Maschine sei gefunden worden. Die Maschine vom Typ Tupolew Tu-154 war am Sonntagmorgen kurz nach dem Start in Sotschi vom Radar verschwunden. Später wurden erste Trümmerteile gefunden, elf Todesopfer wurden geborgen.

Die Ermittlungen zur Ursache des Absturzes dauerten am Montag an. Die Behörden gehen nicht von einem Terroranschlag aus. Verkehrsminister Maxim Sokolow sagte, diese Erklärung zähle nicht „zu den Hauptversionen“ für den Absturz. Auch Dmitrij Peskow, der Sprecher von Präsident Wladimir Putin, sagte, es werde zwar in alle Richtungen ermittelt, doch gebe es keine Anhaltspunkte für einen Anschlag.

Zuvor hatten Luftfahrtfachleute eine entsprechende Vermutung geäußert: Das Trümmerfeld im Meer sei groß, was auf ein Auseinanderbrechen der Maschine vom Typ Tupolew-154 in der Luft hindeute; zudem hätten die Piloten keine Hilferufe abgesetzt. Aus den Geheimdiensten hieß es dazu, das Flugzeug sei auf einem Militärflugplatz im Moskauer Umland gestartet, die Passagiere seien dort gründlich durchsucht worden. Die Landung in Sotschi sei außerplanmäßig erfolgt, denn im östlich gelegenen Luftwaffenstützpunkt Mosdok sei ein Tankstopp wegen schlechten Wetters unmöglich gewesen. In Sotschi sei das Flugzeug bewacht gewesen.

Vermutet wurden ein technischer Defekt oder ein Pilotenfehler, wiewohl das 1983 in Dienst gestellte Flugzeug erst im September zuletzt gewartet worden sei und die Piloten „sehr erfahren“ gewesen seien. Putin hatte für Montag Staatstrauer anberaumt. Besonders vor dem Sitz des Alexandrow-Chors der Streitkräfte in Moskau legten Trauernde Blumen nieder. 64 Insassen gehörten dem Ensemble an. Sie sollten laut Verteidigungsministerium auf der russischen Luftwaffenbasis Hmeimim nahe Latakia ein Neujahrskonzert geben.

Ein Ensemblemitglied sagte dem unabhängigen Internetdienst „Meduza.io“, es sei auch ein Konzert in Aleppo geplant gewesen; vor kurzem hatten schiitische Milizen und Truppen des Assad-Regimes mit russischer Waffenhilfe den Ostteil der nordsyrischen Stadt zurückerobert.

Im Mai hatte ein anderes russisches Orchester in Palmyra, das seinerzeit für das Regime zurückerobert worden war und seit kurzem abermals vom „Islamischen Staat“ besetzt ist, ein Sinfoniekonzert gegeben. An Bord des Flugzeugs waren auch neun Mitarbeiter der Fernsehsender NTW, Swesda und Perwij Kanal sowie Elisaweta Glinka, eine als „Doktor Lisa“ in Konfliktgebieten wirkende Ärztin, die Medikamente nach Syrien bringen wollte. Zunächst konnten nur wenige Opfer geborgen werden; sie wurden nach Moskau zur Identifizierung gebracht.

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