Spuren im IS-Datenleck führen zu Paris-Attentätern

  • Die aufgetauchte Datensammlung der IS-Terrormiliz enthält auch die Namen mehrerer Attentäter von Paris.
  • Außerdem findet sich darin der Name des mutmaßlichen Kopfes der Gruppe, Abdelhamid Abaaoud.
  • Nach einer ersten Auswertung scheint das Datenmaterial wenige Tausend Einzelpersonen zu betreffen, die aus allen Teilen der Welt stammen, auch aus Deutschland.
Von Georg Heil und Volkmar Kabisch

In den diese Woche aufgetauchten Akten des sogenannten Islamischen Staates finden sich auch die Namen mehrerer Attentäter von Paris. Nach Recherchen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung ist die Einreise von drei der Terroristen vermerkt, die am 13. November 2015 an dem Massaker in der französischen Hauptstadt beteiligt waren: Samy Amimour, Fouad Mohammed Aggad und Ismaël Omar Mostefaï.

Zudem findet sich an anderer Stelle der Name des mutmaßlichen Kopfes der Gruppe, Abdelhamid Abaaoud, der offenbar mit seinem Kampfnamen Abu Omar Al-Beljiki als Bürge für die Einreise eines weiteren französischen Islamisten in den IS fungierte. Der Einreisebogen von Abaaoud selbst befindet sich nach einer ersten Analyse nicht in den Unterlagen.

Ermittler rechnen weiteren Islamisten zu den Paris-Hintermännern

Bemerkenswert ist auch die Einreise einer größeren Gruppe französischer Dschihadisten, die am 18. Dezember 2013 gemeinsam im IS-Gebiet ankamen. Mindestens 14 Männer mit ihren Familien überquerten an jenem Tag mit demselben Schleuser und mit der Bürgschaft eines einzigen marokkanisch-stämmigen Dschihadisten die türkisch-syrische Grenze. Alle gaben damals in ihren Personalbögen an, als Kämpfer für den IS aktiv werden zu wollen. Einer aus der Gruppe, Fouad Mohammed Aggad aus Straßburg, mordete später im Pariser Bataclan. Bei dem Angriff auf die Konzerthalle kamen 90 Menschen ums Leben.

Außer Abdelhamid Abaaoud aus dem belgischen Molenbeek rechnen französische Sicherheitsbehörden noch einen weiteren Islamisten zu den Hintermännern der Pariser Anschläge: Abu Suleyman al-Faransi, der mit bürgerlichem Namen Charaffe el-Mouadan heißt und sich während der Anschläge in Paris in Syrien aufgehalten haben soll. Einer der Attentäter, so berichtet es ein Zeuge des Bataclan-Attentates, habe noch während der Tat versucht, Charaffe el-Mouadan anzurufen.

Nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums soll El-Mouadan am 24. Dezember 2015 bei einem Luftangriff in Syrien getötet worden sein. Ein Sprecher der US-Armee gab an, der französische Dschihadist habe nach Paris bereits weitere Anschläge geplant.

Die etwa 22 000 Dokumente, die NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung vorliegen, stammen überwiegend aus den Jahren 2013 und 2014 und wurden von der sogenannten „General-Grenz-Verwaltung“ des IS angelegt. Da es zahlreiche Dopplungen in dem Material gibt, ist die Anzahl der tatsächlich vom IS registrierten Personen jedoch erheblich niedriger.

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