Die Bundesregierung rechnet einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ zufolge mit einer Gesamtzahl von 3,6 Millionen Flüchtlingen bis 2020. Das gehe aus internen Prognosen des Wirtschaftsministeriums hervor, die innerhalb der Regierung abgestimmt seien, schreibt die Zeitung.
Keine offizielle Prognose zum Flüchtlingsstrom
Demnach wird damit gerechnet, dass zwischen 2016 und 2020 jährlich durchschnittlich eine halbe Million Flüchtlinge in Deutschland aufgenommen werden, wobei die jährliche Zahl schwanken könne. Das wären 2,5 Millionen weitere Flüchtlinge – zusammen mit den 1,1 Millionen aus dem Jahr 2015 ergibt sich die Zahl von 3,6 Millionen.
Das Bundeswirtschaftsministerium bestätigte der Zeitung, dass es zur Projektion der wirtschaftlichen Entwicklung „intern eine rein technische Annahme für die Zuwanderung getroffen und innerhalb der Bundesregierung ressortabgestimmt“ habe. Da es gegenwärtig nicht möglich sei, den Flüchtlingszustrom seriös vorherzusagen, wolle die Bundesregierung keine offizielle Prognose zur Flüchtlingsmigration abgeben.
„Keine generelle Konkurrenz durch Flüchtlinge“
Die Bundesagentur für Arbeit betonte indes, dass Flüchtlinge die Konkurrenz auf dem deutschen Arbeitsmarkt nicht grundlegend verschärfe. „Von den Menschen, die 2015 zu uns gekommen sind, erwarten wir 350 000 als zusätzliche Erwerbsfähige. Bei 43 Millionen Beschäftigten ist das weniger als ein Prozent“, sagte Agentur-Vorstand Detlef Scheele der „Rheinischen Post“. „Da sehen wir keine generelle Konkurrenz durch die Flüchtlinge am deutschen Arbeitsmarkt.“
Zwar könne sich die Lage in Einzelfällen anders darstellen, etwa im Hotel- und Gaststättengewerbe, sagte Scheele weiter. „Aber mir ist gerade vor dem Hintergrund der fremdenfeindlichen Übergriffe auf Migrantinnen und Migranten in Sachsen wichtig zu sagen: Wer auf die Straße geht und ruft ‚Die nehmen uns die Arbeitsplätze weg‘, hat schlicht Unrecht.“
Die Bundesagentur rechnet laut Scheele damit, dass zehn Prozent der erwerbsfähigen Flüchtlinge innerhalb eines Jahres in den Arbeitsmarkt integriert sein werden. In weiteren fünf Jahren könne eine Beschäftigungsquote von 50 Prozent erreicht werden. Bei Einheimischen liege die Quote oberhalb von 70 Prozent.