Showdown im US-Präsidentschaftswahlkampf: In New York findet das erste Fernsehduell zwischen Hillary Clinton und Donald Trump statt. Da Clinton in Umfragen nur knapp vorne liegt, steht viel auf dem Spiel.
Die Fernsehsender erwarten eine Rekordquote wie sonst nur beim Superbowl, dem Endspiel um die Football-Meisterschaft. Geschätzte 80 bis 100 Millionen Fernsehzuschauer werden das erste direkte Duell zwischen Clinton und Trump verfolgen.
Für Brett O’Donnell, der sowohl George W. Bush als auch Mitt Romney auf ihre Debatten vorbereitet hat, sind die Fernsehduelle der vielleicht vorentscheidende Höhepunkt des Wahlkampfs: „Man kann in einer Debatte die Wahl nicht gewinnen, aber man kann sie verlieren. Diese Debatten werden die meistgesehenen in der Geschichte der Fernsehduelle.“
Trump sieht sich im Aufwind
Nach jüngsten Umfragen sind zwischen zehn und 20 Prozent der Wähler noch unentschlossen. Der einstige Vorsprung für Clinton ist geschmolzen. Trump fühlt sich im Aufwind, zumal ihn immer mehr führende Republikaner unterstützen, zuletzt sogar Erzrivale Ted Cruz.
Wie immer hat sich Clinton akribisch vorbereitet. Vier Tage Auszeit nahm sie sich, um dicke Mappen zu studieren und Probe-Debatten zu trainieren, mit ihrem Berater Philippe Reines in der Rolle des Donald Trump.
Der echte Trump macht sich derweil lustig über Clinton: „Wo ist Hillary denn heute wieder? Angeblich übt sie für die Debatte. Aber manche sagen, sie schläft.“ NachClintons Schwächeanfall lässt Trump keine Gelegenheit aus, Zweifel an der Fitness der 68-Jährigen zu säen.
Er selbst müsse sich nicht besonders auf das Duell vorbereiten, gibt sich der zwei Jahre ältere Trump selbstbewusst. Clinton biete ja genügend Angriffsflächen: ihre E-Mails, das Libyen-Desaster, ihre verheerende Bilanz als Außenministerin. Und wer zu viele Akten studiere, könne ohnehin nicht mehr richtig reden.
Nicht zu viel Faktenhuberei
Diese Gefahr besteht bei Trump nicht. Sein Berater Roger Ailes, der als Chef von FoxNews gehen musste, weil er Moderatorinnen sexuell belästigte, gilt als Pointen-Scharfschütze. Dennoch muss Trump mehr bieten als schlagfertige Zitate. Noch immer zweifeln viele Amerikaner, ob er das richtige Temperament hat, um Präsident zu sein.
Clinton dagegen muss vor allem sympathischer als bisher rüberkommen, warnt der frühere Präsidentenberater Patrick Griffin vor zu viel Faktenhuberei: „Wenn Hillary wieder versucht, jedes afrikanische Land rückwärts zu buchstabieren, dann wollen das die Amerikaner nicht hören. Sie wissen, dass sie das kann. Sie muss endlich nahbarer wirken, was sie nicht gut kann.“
Es ist keine leichte Aufgabe für Clinton: Sie muss souverän und sympathisch sein, auf keinen Fall schlecht gelaunt oder aggressiv, während man von Trump nichts anderes erwartet. Clinton gilt dennoch als Favoritin, hat sie in ihrer langen Politiker-Karriere doch schon fast 40 Fernsehdebatten absolviert.
90 Minuten ohne Beleidigungen?
Für Trump dagegen ist es das erste TV-Duell mit nur einem Gegner. Wenn es Trump gelingt, 90 Minuten lang staatsmännisch zu wirken und Clinton nicht zu beleidigen, wäre es für ihn schon ein Punktsieg.
Todd Graham, der Debatten-Direktor der Southern-Illinois-Universität ist jedoch skeptisch: „Trump schafft vielleicht 45 Minuten ohne Beleidigungen. In seinen zwölf Vorwahl-Debatten gab es keine, in der er auf Beleidigungen seiner Gegner verzichtet hat.“
In jedem Fall wird es ein Jahrhundert-Duell: der Reality-TV-Star Trump gegen die erste Präsidentschaftskandidatin der US-Geschichte. Wie ein Profi-Boxer übt Trump bereits Druck auf den „Ringrichter“ aus: Der Moderator der Debatte, Lester Holt von NBC, sei ja ein Demokrat, wie alle in den Mainstream-Medien: „Das ist ein sehr unfaires System!“