Kampf gegen den IS: Ankara sieht kurdischen Militärerfolg mit Sorge

Frauen reißen sich den Nikab vom Leib, genießen die erste Zigarette in Freiheit. Die Bilder von der Befreiung der syrischen Stadt Manbidsch sind am Wochenende um die Welt gegangen. Das Milizenbündnis Syrische Demokratische Kräfte (SDF) hat den Ort vollständig von der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) zurückerobert. Die Dschihadisten hatten den Ort mehr als zweieinhalb Jahre lang besetzt gehalten.

Fast überall wurden die Bilder der Befreiung mit Freude registriert – nur nicht in Ankara. Denn die Eroberer waren fast ausnahmslosKurden. Es waren Kämpfer – und nicht zuletzt Kämpferinnen – der kurdischen Volksverteidigungseinheiten YPG, die Manbidsch nach wochenlangem Häuserkampf eingenommen haben. Die YPG sind die syrische Schwesterorganisation der PKK. Die PKK wiederum ist neben der Gülen-Bewegung Staatsfeind Nummer eins der türkischen Regierung.

Der Euphrat als rote Linie

Deshalb sieht Ankara den militärischen Erfolg der Kurden in Syrien mit großer Sorge: „Wir erwarten, dass sich die YPG auf das Gebiet östlich des Euphrats zurückziehen“, sagte der türkische Außenminister Mevlut Cavusoglu am Montag. Der Euphrat markiert eine rote Linie für die AKP-Regierung. Widerwillig hatte Ankara akzeptiert, dass die Kurden nach der Rückeroberung Kobanes das Gebiet östlich des Euphrats im Norden Syriens kontrollieren. Weiter nach Westen dürfte der kurdische Einflussbereich nicht reichen.

Im Mai konnte die US-Regierung der türkischen Führung ein weiteres Zugeständnis abringen: Ankara duldete die Offensive gegen den IS in Manbidsch rund 20 Kilometer westlich des Euphrats, knüpfte dies aber an zwei Bedingungen. Innerhalb der SDF sollten arabische Milizionäre den Kampf gegen die Dschihadisten anführen und die kurdischen YPG lediglich eine unterstützende Rolle spielen. Außerdem müsse nach der Befreiung ein arabischer Stadtrat Manbidsch regieren.

Die erste Bedingung wurde nicht erfüllt: Zwar sind die SDF auf dem Blatt ein kurdisch-arabisches Bündnis, allerdings haben die Kurden zahlenmäßig deutliches Übergewicht. Seit Monaten bemühen sich die USA darum, Araber zum SDF-Beitritt zu bewegen – bislang mit mäßigem Erfolg.

Nun soll wenigstens Ankaras zweite Bedingung erfüllt werden. Die US-Regierung teilte mit, dass sie die Bedenken der Türkei ernst nehme: „Manbidsch ist historisch eine arabische Stadt. Wir erwarten, dass sie das auch nach ihrer Befreiung sein wird“, sagte Pentagon-Sprecher Gordon Trowbridge.

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