Mehr als 1000 Potsdamer haben am Mittwochabend auf dem Bassinplatz gegen eine Kundgebung der fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung – in Potsdam Pogida – protestiert. An den Gegenprotesten beteiligte sich auch die Landesregierung. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) hielt auf der Gegenkundgebung eine kämpferische Rede. Rechtextremes Gedankengut habe in Potsdam keinen Platz. Außerdem gab Jakobs bekannt, dass Pogida für den Mittwoch kommender Woche erneut eine Demonstration angemeldet habe. Auch dagegen werde man protestieren. „Wir lassen und nicht abschrecken“, sagte er. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sagte, es sei nicht zu dulden, dass Rassisten auf Marktplätzen „unser Land in den Dreck ziehen“.
Auf dem nördlichen Teil des Platzes, wo sonst täglich ein Markt öffnet, hatten sich mehr als 200 Pogida-Anhänger versammelt, unter anderem NPD-Anhänger und Hooligans aus Berlin. Ihr Aufzugsplatz lag weitgehend im Dunkeln, die Laternen dort waren abgestellt. Ein Großaufgebot der Polizei trennte die Lager. Es blieb bei Anfeindungen zwischen den rechten Demonstranten und ihren Gegnern.
Gegen 19.45 begann die Polizei damit, die Pogida-Demo aufzulösen. Sie könne die Sicherheit nicht gewährleisten, hieß es. Die rechten Demonstranten werden Richtung Brandenburger Straße eskortiert. Die ursprünglich geplante Route wurde durch Gegendemonstranten blockiert. Die Stimmung unter den Pogida-Demonstranten war aggressiv.
Gegen 20.45 Uhr saßen die meisten Pegida-Demonstranten noch immer in einem Polizeikessel in der Gutenbergstraße fest. Die Polizei versuchte zunächst vergeblich ihnen den Abzug Richtung Hauptbahnhof zu ermöglichen. Unterdessen soll es am Rande der Zusammenstöße zwischen linken Gegendemonstranten und der Polizei an der Humboldtbrücke gegeben haben. Auch in der Innenstadt wurde es hektisch.
Es kam zu einem Katz- und Mausspiel zwischen rechten Demonstranten, Gegendemonstranten und der Polizei. Dabei soll es am Platz der Einheit zu körperlichen Angriffen rechter Demonstranten gekommen sein. Unterdessen soll es am Rande der Zusammenstöße zwischen linken Gegendemonstranten und der Polizei an der Humboldtbrücke gegeben haben.
Unterdessen soll es nach Ende der Demonstration Zusammenstöße zwischen linken Gegendemonstraten und der Polizei an der Humboldtbrücke gegeben haben, als die Polizei versuchte eine Gruppe von etwa 20 rechten Demonstranten Richtung Hauptbahnhof zu begleiten. Zunächst beruhigte sich die Lage wieder, doch in der Babelsberger Straße flogen gegen 21.30 Uhr Böller in Richtung der Beamten. Die Einsatzleitung kündigte an, Wasserwerfer einzusetzen, sollte die Polizei erneut attackiert werden.
800 Beamte vor Ort
Nach den Ausschreitungen, Blockaden und Angriffen Linksradikaler auf Polizisten und Pogida-Teilnehmer zeigte die Polizei diesmal mit einem Großeinsatz Härte. Neben den vier Hundertschaften der Brandenburger Polizei waren weitere Einsatzkräfte aus anderen Bundesländern, darunter Berlin, angefordert worden. Selbst Wasserwerfer aus Hamburg wurden für den Notfall nach Potsdam gebracht.
Bereits am Nachmittag fuhren mehrere Polizei-Mannschaftswagen zum Bassinplatz, Polizisten bauten dort Hamburger Gitter auf. Sie wollen die beiden Lager voneinander trennen, hieß es bereits vorab. Eine erneute Blockade des rechten Abendspaziergangs wollte die Polizei nicht dulden, das Versammlungsrecht sollte unbedingt durchgesetzt werden.
Glasflaschen sind verboten
Zudem sollte die Beweis- und Festnahmeeinheit diesmal früher gegen Randalierer vorgehen. Glasflaschen waren innerhalb des Gebiets strikt untersagt.
Besonders Sorge bereitet den Sicherheitsbehörden, dass von beiden Seiten – Linken und Rechten – der Ton rauer wird. Der brandenburgische Verfassungsschutz hatte bereits vor erneuten Ausschreitungen linksextremer Gruppen gewarnt.
tagesspiegel.de