Jetzt ist es offiziell: Der umstrittene Immobilienmilliardär Donald Trump zieht für die Republikaner in den Kampf ums Weiße Haus. Beim Parteitag in Cleveland wurde der 70-Jährige am Dienstag formell als Präsidentschaftskandidat nominiert. Seine erste Reaktion kam über sein Lieblingsmedium Twitter: Die Nominierung sei eine „große Ehre“. Er werde „hart arbeiten und euch nie im Stich lassen“, kündigte Trump an.
Bei dem Parteitagsvotum erhielt der Rechtspopulist eine satte Mehrheit. Er kam auf 1725 Stimmen, die Schwelle zur absoluten Mehrheit lag bei 1237. Bei der Abstimmung wurden nacheinander die Delegiertenstimmen jedes einzelnen Bundesstaats abgerufen. Der Schlüsselmoment der Auszählung kam, als Trump die Schwelle zur absoluten Mehrheit überschritt. Sein ältester Sohn war es, der in diesem Moment im Namen des Bundesstaates New York ans Mikrofon trat und die Nominierung seines Vaters verkündete. „Glückwunsch, Dad. Wir lieben dich!“ rief Donald Trump junior dann aus. Er war in diesem Moment von den anderen drei erwachsenen Kindern des New Yorker Immobilienmoguls, Eric, Ivanka und Tiffany, umgeben.
Eine Instrumentalversion des Frank-Sinatra-Evergreens „New York, New York“ erklang dann in der Halle, und Delegierte tanzten und schwenkten die Hände, Transparente und Hüte. Danach ging die Auszählung der restlichen Bundesstaaten weiter. Die Zählung erfolgte größtenteils in der alphabetischen Reihenfolge der Staaten, doch war das Votum von New York umverlegt worden, damit der Heimatstaat des Immobilienmagnaten seine Nominierung verkünden konnte.
Es ist unglaublich. Es ist surreal. Ich bin so stolz auf meinen Vater“, sagte Trumps älteste Tochter Ivanka dem TV-Sender CNN in einem in der Tagungshalle geführten Interview. Der Immobilienmilliardär war zu diesem Zeitpunkt nicht anwesend. Er soll zum Abschluss des Parteitags am Donnerstagabend seine Kandidatenrede halten, in der er die Nominierung formell akzeptiert. Neben Trump wurde der 57 Jahre alte erzkonservative Gouverneur von Indiana, Mike Pence, als Kandidat für das Amt des Vize-Präsidenten nominiert.
Der Auftakt des Parteitags war für Trump allerdings alles andere als reibungslos verlaufen. Sein Wahlkampfteam musste seine Ehefrau Melania gegen Plagiatsvorwürfe verteidigen. Das aus Slowenien stammende Ex-Model sah sich Spott und Kritik vor allem aus den sozialen Netzwerken ausgesetzt, weil ihre Parteitagsrede am Montag in Teilen ausgerechnet von der PräsidentengattinMichelle Obama abgekupfert gewesen sein soll. Trumps Wahlkampfmanager Paul Manafort suchte den Wirbel um die Rede als „absurd“ abzutun.
Außerdem war der Parteitagsbeginn durch Tumulte unter den Delegierten gestört worden, die offenbarten, wie stark der Quereinsteiger die Republikaner nach wie vor spaltet. Trump-Gegner hatten vergeblich versucht, eine Änderung der Regularien für die Kandidatennominierung zu erreichen. Als ihr Vorstoß abgewiesen wurde, brachen sie in der Halle in lautstarke Proteste aus.
Nach den geltenden Regeln war die große Mehrheit der Delegierten an die Ergebnisse der Vorwahlen gebunden, die Trump klar gewonnen hatte. Der abgeschmetterte Vorstoß seiner Gegner zielte darauf ab, allen Delegierten die freie Wahl zu erlauben. Trumps Nominierung wurde dann auch nicht von allen Delegierten bejubelt. „Das ist eine inszenierte Fernsehsendung, und wir sind darin nur Statisten“, sagte einer der Trump-Gegner, Beau Correll aus dem Bundesstaat Virgina.
Trump war zu Beginn seines Präsidentschaftsrennens von vielen Republikanern belächelt und verspottet worden, hatte dann aber mit seinen radikalen Forderungen – wie etwa dem Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko, der Ausweisung von Millionen von illegalen Einwanderern und pauschalen Einreiseverboten als Anti-Terror-Instrument – eine rasch anschwellende Anhängerschaft gewonnen. Bei der Wahl im November wird er gegen die Ex-Außenministerin Hillary Clinton antreten, die kommenden Woche von einem Parteitag der Demokraten in Philadelphia nominiert werden soll.
Die 68-Jährige rief über Twitter die Amerikaner dazu auf, einen Einzug des Immobilienunternehmers ins Weiße Haus zu verhindern. In vielen Umfragen liegt Clinton deutlich vor Trump. Einer aktuellen Erhebung von Reuters/Ipsos zufolge verringerte sich Clintons Vorsprung allerdings auf sieben Prozentpunkte von 15 Punkten vergangene Woche.
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier äußerte in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters Bedenken an den außenpolitischen Vorstellungen des republikanischen Präsidentschaftskandidaten. „Er will Amerika einerseits wieder stark machen, andererseits aber das US-Engagement im Ausland reduzieren. Das ist widersprüchlich, und es macht mir Sorgen“, sagte Steinmeier. „Eine Politik der Angst und Abschottung würde nicht mehr, sondern weniger Sicherheit bringen.“ Eine solche Politik sei nicht nur für die Vereinigten Staaten gefährlich, „sondern ebenso für Europa und den Rest der Welt“.