Wahlen in Berlin Die Analysen aus den einzelnen Bezirken

Tempelhof-Schöneberg

Die Sozialdemokraten werden wohl stärkste Fraktion. Eine Zählgemeinschaft mit den Grünen würde knapp zur Mehrheit reichen. Es folgen die Grünen und erst dann die CDU, die vor fünf Jahren stärkste Kraft geworden war. Damit beginnt das große Rechnen: Die CDU um ihre Spitzenkandidatin und bisherige Vize-Bürgermeisterin Jutta Kaddatz käme auf zwölf Sitze.

Mit den Stimmen der Grünen, die 13 Bezirksvertreter entsenden, könnte die SPD, 15 Sitze, erneut den Bürgermeister stellen. SPD-Spitzenkandidatin Angelika Schöttler könnte sich somit im Amt bestätigen lassen. Auch 2011 gab es eine rot-grüne Zählgemeinschaft. „Mit den Grünen ist es in den vergangenen fünf Jahren gut gelaufen. Wir werden aber mit allen außer der AfD Gespräche führen“, sagte Schöttler am Wahlabend dem Tagesspiegel.

Die AfD wird wohl sieben Sitze in der BVV bekommen. Vertreten sind auch die Linke und die FDP.

Neukölln

Erstmals hat sich Franziska Giffey (SPD) als Neuköllner Bezirksbürgermeisterindem Wählervotum stellen müssen – und fuhr ein Minus von mehr als zwölf Prozent ein. Mit 30,4 Prozent bleibt die SPD aber deutlich stärkste Kraft. Es folgen CDU mit 16,4 und Grüne mit 14,9 Prozent.

Große Gewinner sind die Linken mit 12,2 Prozent sowie die AfD mit 12,8 Prozent. Auch die FDP schaffte den Einzug in die BVV mit 4,2 Prozent. Die Suche nach einer Zählgemeinschaft für die SPD dürfte damit mühsam werden. Die bisherige rot-schwarze Zusammenarbeit wackelt.

Denkbar sei ein Bündnis mit Grünen und Linken, sagt Giffey. „Wir werden mit allen großen Parteien Gespräche führen.“ Mit Ausnahme der AfD, wie sie betont. Der rechtskonservativen Partei steht derweil ein Stadtratsposten zu.

Treptow-Köpenick

„Das ist echt ein Hammer“, stöhnte Oliver Igel, der SPD-Bürgermeister von Treptow-Köpenick; um 20 Uhr meldete das Amt für Statistik fast 23 Prozent für die AfD. „Das war ja die große Furcht, dass die AfD im Ostteil der Stadt so abschneidet.“

Einen Stadtratsposten bekommt die AfD also mindestens, vielleicht sogar zwei, je nachdem. Igel regierte bisher mit einer schwarz-rot-grünen Zählgemeinschaft und müsste jetzt wahrscheinlich auf Rot-Rot-Grün umsteigen – so, wie es wahrscheinlich auch auf Landesebene sein wird.

Gegen 21 Uhr hatte sich der Stand etwas entzerrt, die SPD führte klar, aber die AfD blieb stark bei knapp 21 Prozent. „Dass die AfD so deutlich über dem Landesdurchschnitt abschneidet, hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können“, sagte Igel. „Bei so hohen Werten kann man auch nicht mehr davon sprechen, dass irgendwelche Randgruppen die AfD wählen. Das kommt aus der Breite und Tiefe der Gesellschaft.“ Interessant sei, dass die AfD so hohe Werte habe, obwohl die Namen auf dem Stimmzettel gänzlich unbekannt seien und die Kandidaten sich nicht gezeigt hätten.

Marzahn-Hellersdorf

Die Berlin-Wahl hat die politische Landschaft in Marzahn-Hellersdorf verändert.Die AfD erzielte im Nordosten ein viel stärkeres Ergebnis als erwartet. Nach Auszählung aller 182 Wahlbezirke lag sie an zweiter Stelle hinter der Linkspartei: 23,2 Prozent zu 26,0 Prozent.

Die stärkste Fraktion erhält zwei Stadtratsposten. „Das Ganze ist ein katastrophales Ergebnis“, sagte Bezirksbürgermeister Stefan Komoß (SPD) in einer ersten Reaktion. „Das wird den Bezirk weit zurückwerfen.“ Er hatte in den letzten Jahren im Bezirksamt mit Linken und CDU viel dafür getan, Marzahn-Hellersdorf als modernen Bezirk zu positionieren, der wirtschaftlich wächst.

Kurz vor der IGA 2017 ist nun das mühsam aufgebaute Image wieder gefährdet. Die SPD lag lediglich bei 18,3 Prozent und damit nur noch knapp vor der CDU mit 17,2 Prozent. Die Grünen sackten geringfügig auf 4,6 Prozent ab. Die FDP kehrte nicht in die BVV zurück. Alles läuft auf Dagmar Pohle von den Linken als neue Bürgermeisterin hinaus – möglicherweise unterstützt, nicht nur von SPD und Grünen, sondern auch von der CDU.isa

Lichtenberg

In Lichtenberg hat die Linke erneut die meisten Stimmen bekommen. 34 Prozent waren es 2011, jetzt sind es rund 30 Prozent. Ob ihre Bürgermeisterkandidatin Evrim Sommer den Bezirk übernehmen wird, ist offen. Vor fünf Jahren wurde der Partei von einer Zählgemeinschaft aus SPD, CDU und Grünen der Posten streitig gemacht.

Sowohl die SPD wie auch die CDU haben Interesse daran, die Kooperation fortzuführen. Das sagten SPD-Fraktionsschef Erik Gührs und CDU-Stadtrat Wilfried Nünthel. Die Grünen sind sich noch nicht sicher, sagte deren Spitzenkandidatin Camilla Schuler.

Den größten Stimmenzuwachs erreichte die AfD, sie erhielt rund 20 Prozent. Sie hat damit Anspruch auf mindestens einen Stadtratsposten. Ob der Kandidat gewählt wird, ist eine andere Frage. Sowohl Sommer, als auch Gührs und Schuler sagten: „Wir werden keinen AfD-Stadtrat wählen.“

Nünthel formuliert es anders. „Wir müssen keinen Kandidaten einer anderen Partei wählen.“ Es liege am Geschick der AfD, ihre Leute durchzusetzen. Man wolle sich das Personal und deren Ansichten genauer ansehen. „Warten wir erst mal ab, was da kommt.“ Karsten Woldeit, Spitzenkandidat der AfD für die BVV , gibt sich gelassen. „Das ist Frust, der ist nachvollziehbar.“ Die AfD werde durchaus die Stadträte der anderen Parteien wählen. nes

Reinickendorf

Die BVV in Reinickendorf wird bunter: mit den Neuzugängen AfD, FPD und Linken. Auch wenn es Stimmenverluste für die CDU gab, die auf 35,6 Prozent kam (minus sechs Prozent) – Frank Balzer dürfte Bürgermeister bleiben, Die SPD verlor 6,1 Porzent liegt nun bei 21,4 Prozent.

Drittstärkste Kraft wird die AfD mit 14,4 Prozent. Es folgen die Grünen mit 10,4 sowie die FDP mit 6,6 und die Linke mit 5,4 Prozent.

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