Seit im Juli erste japanische Medien berichtet hatten, war es ein offenes Geheimnis: Der japanische Kaiser wünscht angesichts seines fortgeschrittenen Alters von 82 Jahren, die Kaiserwürde an seinen Sohn weiterzugeben. Jetzt hat Kaiser Akihito sich zum ersten Mal öffentlich dazu geäußert. In einer seltenen Videobotschaft an das japanische Volk signalisierte Akihito die Bereitschaft zum Rücktritt. „Ich bin besorgt, dass es für mich schwierig werden kann, meine Pflichten als Symbol des Staates auszuüben“, sagt Akihito.
Akihito sprach über seine schwächer werdenden Kräfte und die Anforderungen, die das Amt an ihn stelle. Er war in den vergangenen Jahren am Herzen operiert und gegen Krebs behandelt worden.
Ausdrücklich stellte Akihito klar, dass er seine Gedanken als Individuum offenlege, da er sich als Kaiser mit Kommentaren über das bestehende kaiserliche System zurückhalten müsse. Das Wort Abdankung taucht deshalb in der Erklärung nicht auf. Akihito ist gemäß der Nachkriegsverfassung nicht Oberhaupt des Staates, sondern nur Symbol des Staates und der Einheit des Volkes. In dieser Funktion ist ihm eine Einflussnahme oder Mitwirkung in den Regierungsgeschäften untersagt. Weil sein Rücktritt eine Gesetzesänderung erfordert, kann er sich dazu nicht direkt äußern.
Ministerpräsident Shinzo Abe sagt nach der Botschaft des Kaisers vor Journalisten, seine Regierung werde die Frage intensiv prüfen. Nach Medienberichten gibt es in den Reihen der Liberaldemokraten Überlegungen, in einer einmaligen gesetzlichen Regelung Akihito den Rücktritt zu ermöglichen.
Schwierigen Übergang miterlebt
Akihito hatte den Chrysanthemen-Thron 1990 nach dem Tod seines Vaters Hirohito, des Showa-Kaisers, bestiegen. Er ist der erste Kaiser, der unter der Nachkriegsverfassung das Amt nicht mehr als gottgleicher Regent übernahm. Er gilt als Kaiser des Volkes und ist unter den Japanern ausgesprochen populär. Mehr als 80 Prozent der Japaner sagen in Umfragen, man solle ihm die Abdankung ermöglichen.
Akihito hat miterlebt, wie die schwere Krankheit seines Vaters einen langen Übergang mit sich brachte und möchte mit einem vorzeitigen Übergang eine solche Situation offenbar den Japanern ersparen. „Wenn der Kaiser schwer erkrankt und seine Lage ernst wird, bin ich besorgt, dass wie in der Vergangenheit die Gesellschaft zum Stillstand kommt und die Leben der Menschen auf vielfältige Art und Weisen beeinträchtigt werden“, sagte Akihito.
Träte der Kaiser zurück, würde sein erstgeborener Sohn, der 56 Jahre alte Kronprinz Naruhito, das Amt übernehmen. Rang zwei und drei in der Thronfolge sind Naruhitos jüngerer Bruder Akishino und dessen Sohn Hisahito. Frauen sind in der Thronfolge nach derzeitigem Recht nicht zugelassen, um die männliche Linie, die nach den Erzählungen 2700 Jahre zurückreicht, nicht zu brechen.